Einbau, Wartung und Aufbewahrung von Lagern

Allgemeine Hinweise zum Einbau

Wälzlager für Werkzeugmaschinenachsen sind Präzisionsmaschinenelemente.
Diese hochgenauen Wälzlager erreichen ihre maximale Gebrauchsdauer und Funktionsfähigkeit nur dann, wenn sie korrekt montiert und gewartet werden.
Da es nicht möglich ist, alle Varianten der Anschlusskonstruktion bzw. abweichenden Passungen darzustellen, bezieht sich diese Einbau- und Wartungsanleitung auf den häufigsten Einbaufall des drehenden Innenrings und einer Anschlusskonstruktion entsprechend den Empfehlungen von myonic.
Für abweichende Einbau- bzw. Anwendungsfälle sind die Lager sinngemäß einzubauen. Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.

Die Angaben zur Einbauempfehlung finden Sie im Produktteil.

Lagerraum

Als Lagerraum eignen sich geschlossene Räume, die frei von aggressiven Medien (Säuren / Laugen / Abgasen / etc.) sind. Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit sollten permanent überwacht werden.
Temperaturbereich: +5 bis 40 °C – möglichst konstant; Luftfeuchtigkeit: max. 65 %
Direkte Sonneneinstrahlung, insbesondere auf die Verpackung, ist zu vermeiden.

Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit führen zu Schwitzwasserbildung.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen ständig überwacht werden. Das kann durch Datenlogger erfolgen. Die Messungen dürfen nicht länger als 2 Stunden auseinander liegen.

Aufbewahrungszeiten

Grundsätzlich sollten Wälzlager nicht länger als 3 Jahre aufbewahrt werden. Meistens sind Lager, bei entsprechender Aufbewahrung, auch nach dieser Zeit noch problemlos verwendbar.
Vorgefettete Lager sollten frühestmöglich, spätestens innerhalb eines Jahres, verbaut werden, da Schmierfette durch Alterung ihre Eigenschaften abbauen.
Folglich kann die Fettgebrauchsdauer verkürzt werden.

Allgemeine Sauberkeit

Wälzlager für Werkzeugmaschinen müssen sehr sorgfältig behandelt werden. Lager vorsichtig und stoßfrei handhaben und erst unmittelbar vor der Montage aus der Verpackung nehmen.
Der Arbeitsplatz und alle Anschlussteile müssen sauber und staubfrei sein. Zur Reinigung nur fusselfreie Lappen verwenden.

Werkzeuge und Messmittel

Nur geeichte Werkzeuge und Messmittel verwenden.

Gestaltung des Montageplatzes

Der Montageplatz des Lagers ist unbedingt sauber und staubfrei zu halten.
Bei Reparaturen vor Ort Maschine abdecken, um eine Verschmutzung aus der Umgebung zu vermeiden.
Jede Verunreinigung hat Einfluss auf die Funktion des Lagers.

Lieferausführung der Lager

Alle Lager werden konserviert und einzeln in VCI-Folie verpackt ausgeliefert.
Die Lager erst unmittelbar vor der Montage auspacken. Bei Verunreinigung der Lager vor der Montage retournieren Sie diese an myonic zur Überprüfung und gegebenenfalls zur Reinigung und Neubefettung.

Erstbefettung

Als Standardfett kommt ein Spezialfett gem. DIN 51825-KPH- C1N-30 zum Einsatz. Die eingesetzte Schmiermittelmenge richtet sich nach dem Einsatzzweck.
Lager mit dem Nachsetzzeichen L120 werden ungefettet ausgeliefert, es befindet sich lediglich Korrosionsschutzöl im Lager.

Das eingesetzte Korrosionsschutzöl ist mit den meisten Fetten und Ölen auf Mineralölbasis verträglich und mischbar.
Bei Einsatz von synthetischen Schmierstoffen und anderen Konsistenzgebern als Lithium(komplex)seifen ist die Verträglichkeit zu prüfen.
Bei Unverträglichkeit stimmen Sie bitte die weitere Vorgehensweise mit der myonic-Anwendungstechnik ab.

Reinigung der Lager

Zum Reinigen der Lager nur fusselfreie Lappen verwenden! Es dürfen nur die Außenflächen des Lagers gereinigt werden! Folgende Mittel sind dabei einsetzbar:
Organische Reinigungsmittel, z.B. Waschbenzin, bzw. zur Warmreinigung dünnes, sauberes Öl.

Transportieren der Lager

Große Lager nur liegend aufbewahren und nur liegend transportieren. Lager nicht stehend aufbewahren!
Schwere Lager nur mit Hebezeug an Ringschrauben oder mit Textilgurten transportieren. Lager nie mit einer Kette umschlingen!

Handhabung Lager mit Messsystem

Alle myonic-Messsysteme funktionieren induktiv, weshalb diese gegen Magnetismus unempfindlich sind.
Die auf dem Lager aufgebrachten Maßbandringe sind vor mechanischen Beschädigungen zu schützen.

Anschlussteile vorbereiten

Die Anschlussteile für die Lagerringe müssen sauber und gratfrei sein. Dazu wie folgt vorgehen:
Flächen und Grate mit Ölstein behandeln. Reinigungsmittel mit Pinsel oder geeignetem Lappen auf Anlage- und Lagersitzflächen auftragen. Flächen säubern und trocknen.

Montageschrauben auswählen

Lager nur mit vorgeschriebenen Schrauben befestigen. Maßgebend dazu sind die Angaben in den Produkttabellen.

Toleranzen der Anschlusskonstruktion prüfen

Alle Toleranzen müssen innerhalb der angegebenen Werte für die Anschlusskonstruktion in den Produktteilen liegen.
Abweichende Toleranzen führen zu Funktionsproblemen des eingebauten Lagers. Als Folge können stark erhöhte Reibwerte auftreten oder Probleme in der Vorspannung auftreten.

Lagertoleranzen prüfen

Die Angaben zum Lagerdurchmesser sind Mittelwerte. Die Laufgenauigkeit der Lager kann nur am eingebauten, verschraubten und voll unterstützten Lager gemessen werden!

Dokumentation der Werte während der Montage

Im Zuge des Montagefortschritts laufend die Reibwerte dokumentieren. Stark erhöhte Reibwerte während des Montagefortschritts deuten auf mangelhafte Qualität der Anschlusskonstruktion hin.
Wir empfehlen, neben den Reibwerten die Ist-Abmessungen der Anschlusskonstruktion und das dem Lager beiliegende myonic-Messprotokoll mit der Seriennummer zu archivieren.

Unterbrochene Montagen

Wird die Montage unterbrochen, ist das Lager abzudecken, um Verschmutzung zu vermeiden.
Geeignet sind Plastikfolien oder fusselfreie Tücher. Bei längeren Unterbrechungen Abdeckmaterial mit Rostschutzinhibitoren verwenden (bspw. VCI-Papier).

Bauteiltemperatur

Nur Bauteile mit gleicher Temperatur verschrauben.
Kalten bzw. erwärmten Bauteilen Zeit geben, sich an die Umgebungstemperatur anzupassen.

Verschraubung

Sämtliche Verschraubungen sind mit Schrauben der Festigkeitsklasse
10.9 (alte Bezeichnung 10K) nach DIN 267-3 bzw. DIN
EN ISO898-1 auszuführen.
Ausgelegt werden sämtliche Senkbohrungen für Zylinderschrauben
mit Innensechskant nach ISO 4762 (DIN 912).
Festigkeitsklasse 10.9
Zugfestigkeit Rm = 1.000 MPa
0,2 % Dehngrenze Rp 0,2 = 900 MPa

Verschraubungen mit anderen Festigkeitsklassen führen bei Axial-/Radiallagern AXRY zu geänderten Vorspannungswerten und können zu unerwünschtem Spiel oder erhöhter Reibung führen.
Alle Berechnungen werden mit Zylinderschrauben mit Innensechskant nach ISO 4762 (DIN 912) 10.9 durchgeführt. Insbesondere die statischen Steifigkeiten und die Flächenpressungen im Lager, die die Grundlage für die Lebensdauer sind, verändern sich mit anderen Festigkeitsklassen.

Anziehdrehmomente für Befestigungsschrauben 10.9:

Alle Lager müssen kreuzweise verschraubt werden; die Anziehreihenfolge ist teilweise auf den Lagern aufmarkiert.

Die Vorspannung des Lagers und damit das Reibmoment werden durch das Anziehdrehmoment der Schrauben bestimmt.
Höhere und niedrigere Vorspannwerte können über das Schraubenanziehmoment eingestellt werden.
Bei niedrigeren Anziehdrehmomenten von Schrauben der Festigkeitsklasse 10.9 oder Verwendung von Schrauben der Festigkeitsklasse 12.9 mit vorgeschriebenem Anziehdrehmoment gemäß Tabelle 10.9 sind die Schrauben entsprechend zu sichern.

Lagerinnenring befestigen

Sitzflächen für den Lagerinnenring an der Anschlusskonstruktion leicht ölen.
Vor dem Aufschieben des Lagers das Lagerbohrbild nach dem Bohrbild der Anschlusskonstruktion ausrichten.
Gut geeignet sind abgelängte Gewindestangen.
Lager auf die Welle schieben, Lager dabei nicht verkanten.
Zur leichteren Montage können die Lager leicht erwärmt werden, 20 °K über Raumtemperatur reichen in der Regel aus; Vor dem Verschrauben die Lager abkühlen lassen.
Die Abdrückgewinde können zum Ausrichten des Lagers verwendet werden. Dazu passende Schrauben einsetzen und bis zur Lagerbauhöhe einschrauben. In 4-6 Bohrungen längere Befestigungsschrauben einsetzen und festschrauben.

Die Schrauben in den Abdrückgewinden stückweise lockern, die Befestigungsschrauben nachziehen. Vorgang wiederholen, bis das Lager fest auf der Welle sitzt.
Befestigungsschrauben in die Bohrungen einsetzen und von Hand leicht anziehen.
Befestigungsschrauben mit Drehmomentschlüssel über Kreuz in drei Stufen auf das vorgeschriebene Anziehdrehmoment MA anziehen:

Stufe 40 % von MA
Stufe 70 % von MA
Stufe 100 % MA
Anziehdrehmomente für die Befestigungsschrauben, siehe Tabelle Anziehdrehmomente.

Lageraußenring befestigen

Sitzfläche für den Lageraußenring im Gehäuse leicht ölen.
Außenring des Lagers in die Bohrung des Gehäuses einpassen und montieren.
Lager der Bauform NGS über die Positionierbohrung ausrichten.
Alle Befestigungsschrauben in die Bohrungen einsetzen und von Hand leicht anziehen.
Befestigungsschrauben mit Drehmomentschlüssel über Kreuz auf das vorgeschriebene Anziehdrehmoment MA anziehen.
Anziehdrehmomente für die Befestigungsschrauben, siehe Tabelle Anziehdrehmomente.

Funktionsprüfung

Nach vorschriftsmäßiger Verschraubung muss sich das Lager gleichmäßig und ruckelfrei drehen. Das Reibmoment stellt sich erst nach vollständiger Verschraubung ein. Messungen von Lagern der Baureihe AXRY im unverschraubten Zustand sind nicht zulässig.

Das Reibmoment wird beeinflusst durch:
zusätzliche Lasten
das Schraubenanziehmoment
die Formfehler der Pass-, Auflage- und Anschraubflächen
das Schmiermittel (Menge / Viskosität / generelle Eignung)
die Passungen
den Unterschied der Lagerringtemperaturen Innenring zu Außenring
die Betriebstemperatur

Eine leichte Erhöhung des Reibmoments nach der Montage ist normal. Bei ungewöhnlich hohen Werten die Lagerverschraubung lösen, auf oben genannte Einflussfaktoren prüfen, gegebenenfalls korrigieren und nochmals verschrauben.

Mit den Ist-Abmessungen der Lagerbohrung bzw. des Lageraußendurchmessers können Passungen optimiert werden.

Prüfung Laufgenauigkeit

Eine Prüfung der Laufgenauigkeit ist nur im eingebauten Zustand zulässig. Jedes myonic-Präzisionslager wird vor Auslieferung auf Rund- und Planlauf geprüft. Die absoluten Werte werden mit dem Prüfprotokoll mitgeliefert. Weiterführende Informationen, bspw. zur Wiederholgenauigkeit, sind über die Lager-Seriennummer direkt bei myonic erhältlich.

Ursachen für eine fehlerhafte Laufgenauigkeit nach Einbau:
Ungenauigkeiten in der Anschlusskonstruktion
Passungsspiel drehender Ring zur Anschlusskonstruktion, Exzentrizität der Laufbahn zur Achsmitte
Befestigungsschrauben nicht korrekt angezogen
Befestigungsschrauben nicht korrekt ausgerichtet
Halteschrauben vor der Montage gelöst

Prüfung Sicherheit

Die Befestigungsschrauben müssen regelmäßig überprüft werden. Hohe, wechselnde Lasten können Setzerscheinungen auslösen. Nach Inbetriebnahme die Anziehdrehmomente kontrollieren. Bei den Serviceintervallen kontrollieren.

Befestigungsschrauben nur einmal verwenden, beim Einbau eines Austauschlagers neue Schrauben verwenden. Falls notwendig, Befestigungsschrauben über Kreuz auf die vorgeschriebenen Werte nachziehen.

Verpackungsmaterial Entsorgung

Verpackungsmaterial ist den regionalen behördlichen Abfallentsorgungsrichtlinien entsprechend zu entsorgen.